Wilhelmspalais, Stuttgart

Das Wilhelmspalais war einst Domizil der Töchter von König Wilhelm I.

Das Wilhelmspalais steht nördlich des Neuen Schlosses zwischen der Landesbibliothek und dem Charlottenplatz in exponierter Lage, denn hinter dem klassizistischen Gebäude führt ein Hang hinauf, der in östlicher Richtung zur Weinsteige und westlich zur Uhlandshöhe führt.

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Erbaut wurde das Wilhelmspalais im Auftrag König Wilhelms I. als Wohnung für seine Töchter Marie und Sofie. Der aus Florenz stammende Hofbaumeister Giovanni Salucci errichtete das Palais gemäß den von den Prinzessinnen vorgegebenen Wünschen in den Jahren 1834 bis 1840. Die Unterkunft der feinen Damen enthielt zwei getrennte Gemächer in den beiden Flügeln des Gebäudes, zu denen aus der Vorhalle zwei Treppen hinaufführten. Im Anschluss an die Vorhalle befand sich ein Festsaal, der die gleiche Höhe wie das Gebäude selbst hatte und zu dessen beiden Seiten zwei Speisesäle abgingen.

Nachdem Wilhelm II. Herrscher von Württemberg wurde, diente ihm das Wilhelmspalais als Wohnsitz. Eine Bronzestatue vor dem Gebäude zeigt den König mit Hut und Gehstock bei einem Spaziergang mit seinen Hündchen. Am 9. November 1918 wurde das Haus von Revolutionären besetzt, Wilhelm II. dankte ab und das Palais ging schließlich im Jahre 1929 in städtisches Eigentum über. Ab 1933 fanden im Gebäude Ausstellungen zur Geschichte Stuttgarts statt.

Stadtbücherei im Wilhelmspalais

Nach den schweren Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges wurde das Wilhelmspalais im Jahr 1961 von den Architekten Wilhelm Tiedje und Herta-Maria Witzemann wieder aufgebaut und die Stadtgeschichtliche Sammlung sowie die Bücherei darin untergebracht. Heute beherbergt das Gebäude die Bibliothek samt ihrer Grafothek, der virtuellen Kinderbücherei, der Lernateliers in den Prinzessinnenflügeln und einem futuristischen Lesesalon - ein experimenteller Raum, in dem die Medien Buch, Multimedia und das Internet verbunden werden. Im zweiten Stock des Wilhelmspalais befinden sich außerdem die Ausstellungen "Stuttgarter Literaturszene" und "Mörike und seine Freunde". Der Lyriker Eduard Mörike war wohl der berühmteste Stuttgarter Lehrer, der in Jahren von 1851 bis 1867 am Königin-Katharinen-Stift deutsche Literatur unterrichtete.